Ziel 8: Lebensraum Stadt weiter attraktivieren, Umweltbelastungen gering halten und Bewegung fördern

 

Bewegung im Alltag fördert die Gesundheit der Bevölkerung. Dazu zählt zu Fuß gehen, mit dem Fahrrad fahren sowie Sport und Bewegung. Eine stärkere Verschränkung der Bereiche Stadtplanung und Gesundheitsplanung ist aufgrund der aktuellen Entwicklungen notwendig.

Autozentrierte Stadtstrukturen sind aus Sicht der Gesundheitsförderung kontraproduktiv. Im Sinne der Gesundheitsförderung ist es zweckmäßig, auf allen Ebenen zur Bewegungsförderung durch kompakte Stadtstrukturen sowie umweltfreundliche Mobilitätsformen bei Alltags- und Freizeitwegen beizutragen. 1993 wurden 40 Prozent der Wege mit dem Auto zurückgelegt. 2014 lag der Wert bei 27 Prozent, wie Untersuchungen der Abteilung Stadtentwicklung und Stadtplanung (MA 18) aus dem Jahr 2014 belegen.

Wenn zukünftig die Wienerinnen und Wiener die gleichen Verkehrsmittel nutzen wie heute, dann wird es unter Berücksichtigung der wachsenden Bevölkerung (2029: zwei Millionen) im Jahr 2025 zwölf Prozent mehr Autoverkehr geben.

Wird jedoch der Anteil der Autos auf 20 Prozent reduziert, dann bleibt der Autoverkehr auf dem heutigen Ausmaß. Diese Berechnungen verdeutlichen, dass allein aufgrund des Bevölkerungswachstums der Stadt und aus Platzgründen Aktivitäten gesetzt werden müssen.

Handlungsfelder

Fuß- und Radverkehr

Aktive Bewegungsformen, also der Fuß- und Radverkehr, verursachen keine Schadstoffe, sind gesund und tragen zur Urbanität bei. Wien ist im Fußverkehr führend, was etwa die Nutzung von taktilen Leitsystemen oder Barrierefreiheit betrifft. Dennoch bedarf das Zufußgehen einer Imagestärkung. Auch unter dem Aspekt der bevorstehenden Alterung der Gesellschaft ist die Stärkung des Fußverkehrs und Radverkehrs wesentlich, denn dies sichert die Mobilität bis ins hohe Alter.

Die “Stadt der kurzen Wege” ist immer auch eine Stadt, die das Zufußgehen und das Radfahren attraktiv macht. Der Anteil des Fußverkehrs liegt stabil bei 27 Prozent, der Radverkehr lag 2012 bei sechs Prozent – also auf eher niedrigem Niveau (STEP 2025 – Stadtentwicklungsplan).

Sichere und dichte Fußverkehrs- sowie Radverkehrsnetze sollen dafür sorgen, dass nicht-motorisierte Mobilitätsoptionen erweitert werden können. Es gilt das Motto “Angebot schafft Nachfrage”. Angebote, die den FußgängerInnen- und Radverkehr fördern wie etwa direktere Gehverbindungen und Durchgänge oder neue Radwegeverbindungen wie der Wientalradweg tragen wesentlich zu einer Änderung des Verkehrsverhaltens bei.

Öffentlicher Raum

Raum ist in der Stadt ein knappes Gut: Unterschiedliche Interessen und Ansprüche treffen in einer Stadt aufeinander. Die Bedürfnisse und Anforderungen unterschiedlicher sozialer Gruppen, Geschlechter und Altersgruppen sind wichtige Faktoren, die für eine vorausschauende und zielgruppenadäquate Planung von Plätzen, Straßen, Parkanlangen und Erholungsgebieten zu beachten sind.

Besonders Kinder, Jugendliche und Menschen über 75 Jahren sind unter dem Gesichtspunkt der Gesundheitsvorsorge auf eine alltagsgerechte Gestaltung der öffentlichen Räume und auf eine wohnortnahe Versorgung mit qualitätsvollen Grünräumen angewiesen.

Durch die gendergerechte und zielgruppensensible Gestaltung des Lebensraumes gibt es zahlreiche Möglichkeiten, positive Auswirkungen auf das Bewegungsverhalten der Menschen zu bewirken. Als Beispiel sei hier die Erhöhung der Qualität und Sicherheit von Schulvorplätzen durch verkehrsberuhigte Zonen vor Schulen genannt. Eltern sollten dazu animiert werden, ihre Kinder nicht täglich mit dem Auto zur Schule zu fahren. So können Kinder früh lernen, sich im öffentlichen Verkehr oder mit Rad oder Roller zu bewegen.

Der Anteil älterer Menschen wird – wie im europäischen Trend – auch in Wien ansteigen. 2025 wird es 50.000 mehr Menschen über 75 Jahre geben als heute. Die Bedürfnisse älterer Menschen hinsichtlich Mobilität, Erledigungen im Alltag und Freizeit bei Planungsprozessen sind entsprechend zu berücksichtigen.

Seitens der Stadtplanung müssen daher, unter Berücksichtigung der verschiedenen Lebenslagen dieser Bevölkerungsgruppe, geeignete Rahmenbedingungen geschaffen werden, um ein gutes und selbstbestimmtes Älterwerden im öffentlichen Raum zu ermöglichen.

Die Stadtplanung kann unter anderem durch ein bewegungsfreundliches Umfeld und durch Parkanlagen mit eigenen Geräteparcours speziell für ältere Menschen einen wichtigen Beitrag leisten. In der Planung ist bekannt, dass für mobilitätseingeschränkte Personen eine ausreichende Anzahl an Sitzplätzen wichtig ist. Um auch bis ins hohe Alter mobil sein zu können, sind darüber hinaus Trinkbrunnen und WC-Anlagen wichtige Infrastrukturen.

Es gilt daher, den Straßenraum fair auf unterschiedliche Nutzerinnen und Nutzer zu verteilen und nachhaltige Mobilität leistbar zu ermöglichen. Der Anteil des öffentlichen Verkehrs am Modalsplit beträgt 39 Prozent im Jahr 2014 (STEP 2025 – Stadtentwicklungsplan).

Wien hat über 50 Prozent Grünfläche, diesen Anteil gilt es zu erhalten. Landschaftsprägende Freiraumachsen, wie raumgliedernde Grünzüge- beziehungsweise Korridore haben nicht nur eine wichtige Freizeit- und Erholungsfunktion sondern erfüllen auch Naturschutzfunktionen.

Emissionen

Betrachtet man die Luftqualität im internationalen Vergleich, so präsentiert sich Wien als hervorragender Ort zum Wohnen und zum Arbeiten.

Aus Sicht der Luftreinhaltung liegt die Schattenseite der Attraktivität von Wien als Großstadt in einer verstärkten gesellschaftlichen Aktivität und den damit verbundenen höheren Emissionen. Dadurch werden in Wien die Luftgütegrenzwerte für Feinstaub (PM10) und Stickstoffdioxid (NO2) immer wieder überschritten.

Im Rahmen des KliP I (1999 bis 2009) konnte bereits eine Reduktion von 3,1 Millionen Tonnen Treibhausgasen erreicht werden.

Weiters ist die Lärmbelastung an Orten mit hohem Verkehrsaufkommen besonders hoch. Lärm beeinträchtigt nachweislich die Lebensqualität und Gesundheit.

Wirkungsziele

  • FußgängerInnen- und Radverkehr fördern
  • Kindergerechten öffentlichen Raum ausbauen
  • Parks gendergerecht gestalten
  • Ältere Menschen im öffentlichen Raum integrieren und Generationenparks fördern
  • Bei Planung und Gestaltung des Wohnumfelds zielgruppenorientiert und partizipativ vorgehen
  • Spiel- und Bewegungsräume in Wien erweitern
  • Luftreinhalte-Maßnahmenprogramme insbesondere gegen Feinstaub (PM10) und Stickstoffdioxid (NO2) sowie Lärmreduktion und Lärmschutz weiter fördern

Indikatoren

  • 2025 erledigen 45 Prozent der Wienerinnen und Wiener ihre privaten Wege zu Fuß oder mit dem Rad.

Quelle

Stadtentwicklung Wien. Magistratsabteilung 18 (2014). STEP 2025 – Stadtentwicklungsplan

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