„Gesundheit beim Wort genommen“ – Drei Fragen an: Maria Wasserburger

In der Reihe „Gesundheit beim Wort genommen“ stellen wir drei Fragen an Menschen, die sich für die Gesundheit der Wienerinnen und Wiener einsetzen. Diesmal zu Wort kommt Maria Wasserburger, Stadtplanerin in der Abteilung Stadtentwicklung und Stadtplanung der Stadt Wien (MA 18) und Ansprechperson für das Thema Gesundheit und Stadtplanung.

Welche Maßnahmen ergreift die Stadtplanung, um die Bewegung der Wienerinnen und Wiener zu fördern?

Wasserburger: Im Bereich der Grün- und Freiräume, der Mobilität, der öffentlichen Räume und der Nutzungsmischung gibt es eine Reihe strategischer Vorgaben der Stadtplanung, die Bewegung und damit die Gesundheit der Bevölkerung fördern. Das Gehen und Radfahren, also die aktive Mobilität, sollen einen höheren Stellenwert einnehmen. Darum wird auf die Schaffung von hoher Aufenthaltsqualität und die Neuverteilung der Flächen in öffentlichen Räumen zugunsten des Fuß- und Radverkehrs sowie der öffentlichen Verkehrsmittel gesetzt.

Begrünte (Aufenthalts-)Räume sowie ausreichend große, öffentlich zugängliche, qualitativ hochwertige und wohnortnahe Grünräume für Erholungs-, Sport- und Bewegungszwecke werden weiterentwickelt und auch neu eingerichtet.

Nutzungsgemischte Stadtteile ermöglichen durch ihre hohe Bebauungs- und Bevölkerungsdichte eine wohnraumnahe und damit weitgehend fußläufige Versorgung mit Gütern, Dienstleistungen und sozialen Einrichtungen. Das fördert – gerade auch in der aktuellen Covid 19-Situation – die aktive Mobilität und damit die Bewegung der Wienerinnen und Wiener.

Wie unterstützt die Stadtplanung das gesunde Älterwerden in Wien?

Wasserburger: Der Ausbau und die Attraktivierung der Infrastruktur für den Fuß-, Rad- und öffentlichen Verkehr tragen durch reduzierte Schadstoffbelastung und die Förderung körperlicher Aktivität zu einem möglichst langen, gesunden Leben bei. Neben dem Wohnraum selbst ist auch die Gestaltung des unmittelbaren Wohnumfelds dafür ausschlaggebend, ob ältere Personen aktiv und selbständig lange in ihren Wohnungen leben können. Das bedeutet, dass der öffentliche Raum und die Mobilitätsangebote barrierefrei ausgestaltet sein müssen.

Auch die Versorgung mit sozialen und Gesundheitseinrichtungen, hochwertigen öffentlichen (Aufenthalts-)Räumen sowie Gütern und Dienstleistungen im Wohnumfeld tragen dazu bei. Besonders in dicht bebauten Stadtteilen kommt es durch Klimawandel, sommerliche Überhitzung sowie Hitzeinseln zu gesundheitlichen Belastungen für ältere Menschen. Die Schaffung von Grünräumen, Baumpflanzungen, Urban Gardening sowie Fassaden- und Dachbegrünungen soll dies abmildern, da Pflanzen durch Verdunstung die Luft merklich abkühlen und somit das Mikroklima positiv beeinflussen.

Inwiefern trägt die Stadtplanung einen Teil zum Klimaschutz bei?

Wasserburger: Die „Smart City Wien Rahmenstrategie 2019 bis 2050“ und der „Stadtentwicklungsplan 2025“ inklusive der Fachkonzepte geben Ziele und Maßnahmenbündel für eine nachhaltige, klima- und ressourcenschonende Entwicklung Wiens sowie den Umgang mit dem Klimawandel vor.

Die Erhaltung des hohen Grünflächenanteils, die Weiterentwicklung der blau-grünen Infrastruktur sowie hochwertiger Grünräume tragen wesentlich zum Klimaschutz bei. Einen erheblichen Anteil leisten auch die bestehenden kompakten, flächensparenden und ressourcenschonenden Stadtstrukturen mit wohnortnahen Versorgungsinfrastrukturen.

Im Bereich Mobilität wird eine Vielfalt von Maßnahmen zur Reduktion der CO2-Emissionen gesetzt: Die Erhöhung des Anteils der zurückgelegten Wege im Umweltverbund, die Förderung von kurzen Wegen zu Fuß oder mit dem Fahrrad, die Reduktion des Motorisierungsgrads, die Dekarbonisierung des Wirtschaftsverkehrs und vieles mehr. Auch bei der Planung von Stadtentwicklungsgebieten werden diese Grundsätze berücksichtigt, um ein nachhaltiges und klimaverträgliches Stadtwachstum zu ermöglichen.

Weiterführende Informationen

MA 18 – Stadtentwicklung und Stadtplanung
Smart City Wien – Rahmenstrategie