Eine Comic-Zeichnung zeigt Kinder in mehreren belastenden Situationen

Animationsvideos zur Traumabewältigung für Minderjährige mit Fluchterfahrung

Mit traumapädagogischen Kurzvideos auf Arabisch, Farsi und Deutsch können SozialpädagogInnen Kinder und Jugendliche besser bei der Aufarbeitung traumatischer Ereignisse unterstützen.

Die Idee zur Produktion der 3-minütigen Animationsfilme kam 2016 durch alarmierende Berichte über die psychische Verfassung von unbegleiteten Jugendlichen mit Fluchterfahrung.

Mit Bildern Sprachbarrieren und Sprachlosigkeit überwinden

Aus Krisenzentren und Unterkünften der Wiener Kinder- und Jugendhilfe berichteten Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen über Schlafstörungen, dissoziative Zustände, Selbstverletzung, Flashbacks, Schreckhaftigkeit und drohende Suizidalität als fast durchgängige Leidenszustände der Jugendlichen. Traumapädagogisches Wissen war nicht flächendeckend vorhanden. Zudem erschwerten Sprachbarrieren speziell in der wichtigen Anfangszeit die Weitergabe von gesundheitsbezogenen Informationen.

Die Jugendlichen konnten ihre posttraumatischen Belastungsreaktionen selbst nicht einordnen. Viele suchten mit Medikamenten und Drogen die eigenen überflutenden Emotionen zu regulieren. Die Hilfe von Psychologinnen und Psychologen sowie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten wurde oft abgelehnt, da „psychische Erkrankungen“ entweder als Begriff unbekannt, schamhaft besetzt oder kulturell tabuisiert sind. Zur Verfügung stehende Broschüren wurden nicht gelesen oder verstanden, die audio-visuelle Aufbereitung der komplexen Inhalte brachte einen Ausweg.

Kurzvideos zu fünf psychoedukativen Themen

Um die Informationen kostenfrei und jederzeit zugänglich zu gestalten, wurden mittels der kostenlosen Animations-Software powtoon.com etwa 3-minütige, für Jugendliche attraktive Videos erstellt.

Fünf Kurzvideos zu psychoedukativen Themen sind in den Sprachen Arabisch, Farsi und Deutsch auf einem youtube Kanal abrufbar:

  • Notfallprogram
  • Mein Stressregler
  • Meine Ruhe-Atmung
  • Mein Wohlfühlort
  • Der innere Tresor

Um die Zielgruppe möglichst breit zu halten, wurde bei den verwendeten Animationsfiguren auf unterschiedliche Haar- und Hautfarbe sowie auf Gleichverteilung beim Geschlecht geachtet. Die Videos sind nicht stigmatisierend, verständlich, anonym, muttersprachlich und auf das Wesentliche beschränkt.

Einsatz in der Praxis bei PTBS

Psychoedukation, also das Wissen um psychische Vorgänge und deren Beeinflussung (durch sogenannte Skills), ist eine der wirksamsten Interventionen in der emotionalen Stabilisierung bei Übererregungszuständen, wie etwa der PTBS (Posttraumatische Belastungsstörung).

Neben den betroffenen Jugendlichen sollen auch die betreuenden Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen anhand des Informationsmaterials mehr über den Umgang mit PTBS erfahren, um dieses Wissen in den Arbeitsalltag zu integrieren.

In der Praxis machen sie betroffene Jugendliche auf die Videos aufmerksam oder schauen sie gemeinsam im Einzel- oder Gruppensetting an. Anschließend wird über die Inhalte diskutiert. Reaktionen aus unterschiedlichsten Institutionen und Ländern zeigen die Übertragbarkeit auf einen weiten Einsatzbereich.

Projekt-Info

Koordinierende Organisation: Wiener Kinder- und Jugendhilfe (MA 11)

Kontakt:
Mag. Hannes Kolar
E-Mail: hannes.kolar@wien.gv.at

Website: www.youtube.com/channel/UCf4ArRYBA2ecLVrOo8Z6_Ug

Das Projekt unterstützt folgende Gesundheitsziele:

Ziel 1: Von Anfang an gesundheitliche Chancengerechtigkeit für Kinder und Jugendliche erhöhen
Ziel 2: Gesundheitsförderung in der Arbeitswelt stärken
Ziel 3: Selbstständigkeit und Lebensqualität bis ins hohe Alter fördern und erhalten
Ziel 4: Integrierte Versorgung etablieren
Ziel 5: Gesundheitskompetenz der Wiener Bevölkerung stärken
Ziel 6: Prävention, Früherkennung und Behandlungsabläufe bei epidemiologisch relevanten Krankheiten gezielt optimieren
Ziel 7: Psychosoziale Gesundheit der Wiener Bevölkerung stärken
Ziel 8: Lebensraum Stadt weiter attraktivieren, Umweltbelastungen gering halten und Bewegung fördern
Ziel 9: Integriertes Gesundheitsmonitoring aufbauen