Copyright: Wiener Programm für Frauengesundheit / Alexandra Grasl-Akkilic - Publikum bei einer Veranstaltung

3. Wiener Gesundheitsziele-Konferenz – Rückblick

Unter dem Titel „Please Mind the Gap . Gesundheitliche Chancengerechtigkeit – Kinder und Jugendliche“ lud das Büro für Frauengesundheit und Gesundheitsziele am 21. Juni 2018 zu einer interdisziplinären Konferenz ins Wiener Rathaus.

“Wir arbeiten daran, dass die Stadt Wien allen Kindern in Wien die Chance auf ein gesundes Leben ermöglicht. Das fängt in der Schwangerschaft an und führt über Kindergarten- und Schulalter bis in die Jugend. Überall, wo Kinder sind, können wir gemeinsam mit den vielen am Wiener Gesundheitsziele-Prozess Beteiligten ansetzen und ihre Lebenswelten verbessern,” so Kristina Hametner, Leiterin des Büros für Frauengesundheit und Gesundheitsziele der Stadt Wien in ihren Eröffnungsworten bei der 3. Wiener Gesundheitsziele-Konferenz. Zur Veranstaltung waren 180 Teilnehmerinnen und Teilnehmer ins Rathaus gekommen, um interessante Vorträge zu hören und angeregt zum Thema “Gesundheitliche Chancengerechtigkeit Kinder und Jugendliche” zu diskutieren.

Fähigkeit zu einem gesunden Leben – Was brauchen wir dazu?

Sridhar Venkatapuram beim Vortrag

Sridhar Venkatapuram – Copyright: Wiener Programm für Frauengesundheit / Alexandra Grasl-Akkilic

Keynote Speaker Sridhar Venkatapuram, BA MSc MPhil PhD, Lehrbeauftragter für Global Health und Philosophie am King’s College London und Gründer des Master-Lehrgangs Global Health and Social Justice, begann seinen Vortrag mit einer Frage ans Publikum: Warum wurde Wien zum 9. Mal als Stadt mit höchster Lebensqualität ausgezeichnet? Er kam so auf das Thema soziale Determinanten der Gesundheit zu sprechen. Die sozialen Determinanten der Gesundheit erachtete er dabei als wesentlicher als die jeweiligen Gesundheitsausgaben eines Staates. Er bezog sich auf den Fähigkeitenansatz von Amartya Sen und Martha Nussbaum, um deutlich zu machen, was ausschlaggebend ist, um ein gesundes Leben führen zu können: die Fähigkeit, ein Leben nach den eigenen Wünschen zu leben und gleiche Chancen zu haben.

Abschließend forderte er die Stadt Wien auf, ihr Wissen in Bezug auf die Erreichung von Lebensqualität an andere Städte weiterzugeben.

Gesundheit und Armut bei Kindern

Dr.in Irene Moor von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und Dr. Klaus Vavrik, Kinder- und Jugendarzt, Kinder- und Jugendpsychiater und Psychotherapeut aus Wien, referierten zum Thema “Armut und Kinder- und Jugendgesundheit”. Die Gesundheitswissenschaftlerin Moor präsentierte vorrangig Daten der HBSC-Studie zum Gesundheitszustand und zum Gesundheitsverhalten von 11-, 13- und 15-jährigen Schülerinnen und Schülern und stellte deutliche gesundheitliche Ungleichheiten durch sozioökonomische Ungleichheiten fest.

Vavrik wies darauf hin, dass bei Kindern, die mit mehreren Risikofaktoren leben wie etwa frühe Schwangerschaft, geringes Einkommen, belastete Partnerschaft, chronisch kranke Eltern, häusliche Gewalt, die Wahrscheinlichkeit enorm steigt, psychisch auffällig zu sein. “Armut bedeutet für Kinder Hochstress in Permanenz. Die armen Kinder von heute sind die chronisch kranken Erwachsenen von morgen”, so der Arzt und Psychiater.

Strategien und Maßnahmen in Wien

Bei der Podiumsrunde mit Dipl. Päd.in Claudia Canaris vom Stadtschulrat Wien, Mag.a Dr.in Rosemarie Felder-Puig, MSc vom IfGP, Mag.a Susanne Guld, MBA, von der MA 24 und Mag.a Daniela Kern-Stoiber, MSc, von boja wurden unterschiedliche Maßnahmen und Strategien vorgestellt, um den gesundheitlichen „Gap“ zu verringern.

Gewalterfahrungen und Traumata bei Kindern und Jugendlichen

Am Nachmittag widmete sich die Konferenz einerseits dem Thema “Psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen”, andererseits wurden Best-Practice-Beispiele präsentiert. Mag.a Caroline Culen von der Österreichischen Liga für Kinder- und Jugendgesundheit zeigte die vielen Gesichter von Gewalt auf und machte auf die Auswirkungen von Gewalt auf die psychische Gesundheit aufmerksam. Die Kinder- und Jugendtherapeutin Dipl. Päd.in Sonja Katrina Brauner berichtete von ihrer Trauma-Arbeit bei Hemayat mit geflohenen Jugendlichen und zeigte Faktoren zur Stabilisierung nach Traumata auf.

Best-Practice-Beispiele: Von A wie „Anfang“ bis Z wie „Zähne“

Im Anschluss wurden einige Best-Practice-Beispiele vorgestellt:

  • Mag.a Franziska Pruckner und Mag.a Hedwig Wöfl: “Frühe Hilfen” zur Unterstützung von Familien in belastenden Lebenssituationen
  • Matthias Hümmelink, BA MPH und Maria Wiesinger, MA: “Tipptopp. Gesund im Mund und rundherum”, Programm der Wiener Gesundheitsförderung
  • Mag.a Dr.in Raphaela Kaisler, MSc: Forschungsgruppen zur psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen am OIS-Center der Ludwig Boltzmann Gesellschaft
  • Peter Stanzl, MAS, Leiter der Sozialplanung (MA 24): “Back to the Future”, Programm für junge Bezieherinnen und Bezieher einer Mindestsicherung zur Integration in den Arbeitsmarkt

Den gesundheitlichen “Gap” konnte die interdisziplinäre Konferenz im Rathaus nicht schließen, aber neue Ansätze und Strategien aufzeigen und die Notwendigkeit des Wiener Gesundheitszieles 1 “Von Anfang an gesundheitliche Chancengerechtigkeit für Kinder und Jugendliche erhöhen” unter Beweis stellen.

Programm

 (2,6 MB PDF)

Weiterführende Informationen

Wiener Gesundheitsziel 1 “Von Anfang an  gesundheitliche Chancengerechtigkeit für Kinder und Jugendliche erhöhen”
Projekte und Maßnahmen für Kinder und Jugendliche