Ziel 7: Psychosoziale Gesundheit der Wiener Bevölkerung stärken
Psychische und physische Gesundheit sind eng verwandt. „Ohne seelische Gesundheit kann es keine echte körperliche Gesundheit geben“ (Kolappe 2013).
Psychische Erkrankungen bedeuten sowohl für die Betroffenen als auch für die soziale Umgebung Leid und Belastung. Werden sie zu spät erkannt oder nicht behandelt, verursachen sie zusätzlich hohe volkswirtschaftliche Kosten.
Die Förderung der psychischen Gesundheit ist von höchster gesellschaftlicher Relevanz. Einerseits kann präventiv die Entstehung einer psychischen Erkrankung verhindert werden, andererseits kann durch eine frühe Behandlung die Chronifizierung vermieden werden.
11 Prozent der Wienerinnen und Wiener haben eine ärztlich diagnostizierte Depression. Vor allem in jüngeren Jahren sind Frauen häufiger von Depressionen betroffen als Männer. Psychisch bedingte Krankenstände machten im Jahr 2014 bei steigender Tendenz rund 2 Prozent aller Krankenstandsfälle aus. Sie sind – aufgrund ihrer überdurchschnittlichen Dauer – für 9 Prozent der Krankenstandstage verantwortlich. Die Anzahl psychisch bedingter Krankenstände ist im Zeitraum 2005 bis 2014 in Wien – wie in Österreich – deutlich gestiegen: bei Frauen um 73 Prozent und bei Männern um 62 Prozent. Die weibliche Bevölkerung geht häufiger aufgrund psychischer Erkrankungen in Krankenstand als die männliche (Gesundheitsbericht der Stadt Wien, 2016).
Gewalt als besonderer Risikofaktor
Frauen sind zudem häufiger von Gewalt betroffen. Gewalterfahrungen stellen einen besonders gravierenden Stressfaktor dar und gehen mit gravierenden Folgen für die Gesundheit einher. Jede fünfte Frau hat Erfahrungen erlebter körperlicher beziehungsweise sexueller Gewalt gemacht (EU-Grundrechteagentur FRA-Studie 2014).
Wissen und Prävention
Generell gilt, dass psychische Erkrankungen nach wie vor tabuisiert sind und mit Ausgrenzung und Schamgefühlen einhergehen. Beides ist sicher auch Folge von zu geringem Wissen über psychische Erkrankungen in der Bevölkerung.
Je später psychische Erkrankungen diagnostiziert werden und je mehr sie chronifizieren, desto ungünstiger ist die Prognose und desto länger dauert die Behandlung. Werden psychische Erkrankungen später oder gar nicht diagnostiziert, verursacht dies höhere Kosten aufgrund von Krankenständen und Frühpensionierungen.
Stärkung der psychischen Gesundheit als Querschnittsziel
Psychische Erkrankungen betreffen junge genauso wie ältere Menschen. Deswegen gilt die Stärkung der psychischen Gesundheit als Querschnittsziel für alle Zielgruppen der Wiener Gesundheitsziele.
Wirkungsziele
- Psychische und physische Gesundheit von Schwangeren verbessern
- Seelische Gesundheit bei Kindern und Jugendlichen stärken, unter besonderer Berücksichtigung von genderspezifischen Faktoren
- Psychosoziale Gesundheit bei Erwerbstätigen steigern
- Psychische und physische Gesundheit bis ins hohe Alter fördern
Quelle
Kolappe, K.; Henderson, D.C.; Kishore, S. P. (2013). No physical Health without mental health: lessons learned? Bulletin of the WHO